Lightpainting mit Ulrike
Was treibt ein Fotograf zwischen den Jahren, um der Jahresendträgheit nicht völlig zu verfallen? Richtig, er spielt mit seiner Kamera und den Dingen, die hell machen. Bei Ulrike und mir geisterte schon länger die Idee im Kopf herum, Portraits mittels Lightpainting zu gestalten.
Lightpainting, oder wie ich dazu gekommen bin
Es gibt den Spruch, dass Fotografie malen mit Licht ist. Bisher nutze ich meine Blitze, um ein Foto zu belichten. Irgendwann im letzten Jahr hatte Ulrike und ich uns über alternative Lichtquellen unterhalten. Neben normalem Tageslicht mit all seinen unterschiedlichen Qualitäten gibt es natürlich auch die verschiedenen Dauerlichtquellen. Also Taschenlampen, Kerzen, normale Zimmerbeleuchtung und so weiter.
Irgendwann hatte Ulrike die Idee eine Wärmelampe als Lichtquelle zu nutzen und ich durfte Model stehen. Neben allen möglichen Albernheiten reifte bei mir die Idee, mich mit dem Thema Lightpainting auseinader zu setzen.
Lightpainting, wie geht das eigentlich?
Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt, als ich begann, mich damit auseinander zu setzen. Also startete ich eine Recherche im Netz und sah eine Menge toller Bilder. Da gibt es Domes, Orbs, Lighttrails, Light-Performance, Feuer-Shows, Worms, Nachtaufnahmen und vieles mehr.
Alle Bilder haben ein paar Gemeinsamkeiten. Möglichst dunkle Räume oder die Nacht sind notwendig, um lange Verschlusszeiten, von Sekunden bis hin zu Minute, zu erreichen. Erst dann kann durch mich mit einer Lichtquelle das Licht hereingemalt werden. Das bedingt die Nutzung eines Statives und eines Fernauslösers. Dadurch werden die Bilder nicht verwackelt und durch einen Funkfernauslöser kann ich schon in der Position sein, wo ich das Licht einbringen möchte. Manuelles Fokussieren, oder nachdem der Fokus sitzt den Autofokus abschalten ist auch eine gute Idee. Dunkle Kleidung ist auch nicht schlecht, denn dadurch kann ich durch das Bild laufen ohne auf dem finalen Bild zu erscheinen.
Manche Fotografen nutzen die Spiegelvorauslösung der Kamera, um weitere Verwacklungen zu vermeiden. Auch das Abdecken der Kamera oder des Suchers, um störenden Lichteinfall zu vermeiden ist durchaus üblich.
Meine ersten Versuche in der Richtung habe ich im letzten Jahr gemacht. Neben Urlaubsbildern musste auch unser Übungsmodell „Tina“ wieder ran. Denn mein Ziel ist es, das Lightpainting in der Portraitfotografie zu nutzen. Da „Tina“ über Stunden eine Pose – leider nur eine einzige – halten kann, ist sie ideal dazu geeignet um in Ruhe mit dem Setaufbau und dem Licht herumzuspielen. Neben einigen klassichen Lichtführungen habe ich auch verschiedene Effekte ausprobiert.
Lightpainting mit Ulrike
Zwischen den Jahren war es dann soweit. Damit die bösen Kalorien und die Trägheit uns nicht vollends niederstrecken, haben wir das Projekt Lightpainting Portrait angegangen. Das hat sich dann über mehrere Tage hingezogen. Denn es galt noch ein paar Klippen zu umschiffen, an die wir vorher nicht dachten.
Fokusprobleme habe ich weiter oben schon erwähnt. So toll moderne Kameras sind, die Autofokusmodule benötigen einen gewissen Kontrast, der zum Scharfstellen des Objektives notwendig ist. In sehr dunklen Räumen wird es den nicht geben. Also haben wir bei normaler Zimmerbeleuchtung den Punkt für das Model markiert und dann die Kamera auf dem Stativ darauf fokussiert. Danach habe ich in den Autofokus der Kamera ausgeschaltet. In Verbindung mit einer normalen oder etwas weiteren Brennweite sowie einer stark geschlossenen Blende (ich meine damit Blende 11 oder 16) ist der Schärfebereich ausreichend.
Wenn das Model steht und eine Belichtungszeit von mehreren Sekunden still halten soll, geht das nicht. Das schafft nur „Tina“. Es gibt immer wieder Mikrobewegungen, um das Gleichgewicht zu halten, die dann zu sehr surrealen Bildern führen. Das Model muss sich also irgendwo abstützen können. Versuche mit einem Stuhl haben schon bessere Ergebnisse gebracht, uns aber nicht wirklich zufrieden gestellt. Schlussendlich hat sich Ulrike auf den Boden gelegt und ich habe die Kamera darüber auf dem Stativ aufgebaut.
Jede Lichtquelle, die direkt in die Kamera gerichtet ist, wird unweigerlich zu sehr hellen Lichtpunkten ode Lichtstreifen führen. Außerdem wird der Lichtaustritt nach meinem Geschmack zu breit und wenig steuerbar. Hier hilft ein Stück Pappe oder ein Schaumstoff, den ich um die Taschenlampe gewickelt habe. Dadurch ist der Lichtaustritt deutlich gerichteter, schmaler und somit besser steuerbar. Auf dem Bild ist auch ein Plastikschnippel vor dem Schaumstoff zu sehen. Dabei handelt es sich um einen Neutraldichtefilter. Dieser reduziert die Lichtmenge um zwei Blendenstufen, denn selbst die schwächste Leistungsstufe der Taschenlampe war mir noch zu hell, um effizient malen zu können.
Eine besondere Herausforderung, vor allem für das Model, ist der Moment wo die Augen direkt beleuchtet werden. Sehr häufig kommt es zum blinzeln oder Zusammenkneifen der Augen. Die Bilder werden dann dementsprechend. In dieser Zeit die Augen offen zu halten ohne zu starren ist eine echte Herausforderung.
Der Rest ist dann eigentlich ein wildes Herumprobieren. Nicht jedes Bild wird den gewünschten Effekt haben. Es ist also mit einer Menge an unscharfen, verwackelten oder komischen Bildern zu rechnen. Aber es reichen ja ein paar Bilder, die gut sind.
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